Aging und Archiv

Das Projekt Aging und Archiv setzt sich mit dem Älterwerden im Tanz und in der Tanzszene Berlins auseinander und verhandelt zentrale Fragestellungen rund um das Archiv. In enger Zusammenarbeit mit der Tanzcompagnie Rubato, die 2025 ihr 40-jähriges Jubiläum feiern, widmen sich Jutta Hell und Dieter Baumann, künstlerische Leitung der Compagnie, ihrem umfangreichen Archiv.

Das TanzArchiv Berlin wird in den Jahren 2024/25 diesen künstlerischen Prozess eng begleiten und den Archivierungsprozess nicht nur dokumentieren, sondern auch exemplarisch für die Tanzszene aufbereiten. Dabei wird das Archiv als lebendiges, sich ständig entwickelndes Medium verstanden, das nicht nur vergangene Choreografien bewahrt, sondern auch neue Perspektiven auf das Altern im Tanz eröffnet. So entsteht ein Raum, in dem Erinnerungen, Erfahrungen und der Wandel des Körpers im Tanz auf eine durchlässige und lebendige Weise erhalten und weitergegeben werden können.

Aging und Archiv – Uncertain States

eine Videoinstallation im Rahmen von Tanz Macht Berlin, Symposium in der Akademie der Künste am Pariser Platz, am 01.02.2025.

Die Tanzcompagnie Rubato, unter der künstlerischen Lei­tung von Jutta Hell und Dieter Baumann, prägt seit 40 Jah­ren die freie Tanzszene – in Berlin und weltweit. In dieser Zeit sind über 70 abendfüllende Stücke entstanden, die in unterschiedlichsten Konstellationen und in verschiedenen kulturellen Kontexten realisiert wurden, mit einer besonders intensiven Auseinandersetzung mit China.

In Zusammenarbeit mit dem TanzArchiv Berlin widmen sich Hell und Baumann der Frage, wie eine vier Jahrzehnte um­ fassende choreografische Arbeit dokumentiert und erleb­ bar gemacht werden kann. Wie kann eine künstlerische Praxis, die sich über einen so langen Zeitraum erstreckt, in Ausschnitten archiviert werden? Welche Möglichkeiten der künstlerischen Selbstermächtigung eröffnen sich dabei?

Ausgehend von ihrem erfolgreichen Stück This is not a Lovesong aus dem Jahr 1998 verfolgen sie den Entstehungspro­zess zurück bis zur ersten Skizze, die während ihres ersten Chinaaufenthaltes 1995 entstand. In einem rhizomatischen Ansatz folgen sie den aus dieser Arbeit hervorgegangenen künstlerischen Kooperationen, Gastchoreografien, institu­tionellen Verbindungen und Entwicklungen exemplarisch bis ins Jahr 2002.

Ein zentrales Element des Projekts ist der ›periphere Blick‹, der durch internationale Arbeitsorte, Begegnungen mit Künstler*innen und die Rezeption der Arbeiten ein facetten­ reiches und subjektives Bild schafft, das über die Stücke selbst hinausweist.

Das Ergebnis ist eine multimediale Installation: Auf fünf Monitoren werden die künstlerischen Arbeiten von 1995 bis 2002 sowie ein aktuelles Interview mit Claudia Henne (2024) gezeigt. In einer eindrucksvollen Zeitreise erleben die Zuschauer*innen Arbeitsprozesse, Gastspiele, Reisen und Begegnungen – ein lebendiges Archiv, das die Vielfalt der Tanzcompagnie Rubato sichtbar macht.


Ein Projekt des TanzArchiv Berlin/ZTB e. V., in Kooperation mit Jutta Hell und Dieter Baumann, Tanzcompagnie Rubato und dem ITI, Deutsches Zentrum des Internationalen Theaterinstituts. Präsentation im Rahmen von Tanz Macht Berlin. Eine Veranstaltung der Akademie der Künste in Kooperation mit Tanzbüro Berlin und Zeitgenössischer Tanz Berlin e. V., gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Berlin.