Überlegungen zu einem zukünftigen TanzArchiv Berlin des Studiengangs MA Tanzwissenschaft

Kooperation mit der Freien Universität Berlin

Mit dem tanzwissenschaftlichen M.A.-Seminar Überlegungen zu einem zukünftigen TanzArchiv Berlin (SE 17572, WiSe 2021/22, FU Berlin) unter der Leitung von Jun.-Prof.Kirsten Maar an der Freien Universität Berlin wurde eine erste konzeptuelle Umsetzung eines kooperativen Ansatzes mit den Ausbildungsinstitutionen Tanz in Berlin erprobt.

Die 17 Studierenden des Seminars erhielten nicht nur Einblick in die Konzeptualisierung des TanzArchivs Berlin, sie wurden auch eingeladen, sich an der Umsetzung des Symposiums sensing the archive/s – sketching the archive/s mit eigenen künstlerischen Interventionen zu beteiligen.

Das Seminar fragte, wie Tanzgeschichte entsteht und was den Prozessen des Archivierens entgeht. Es ging den fehlenden Momenten einer stets unvollständigen Tanzgeschichte nach und fragte, wie Phänomene, die bislang eher die Ränder der Tanzgeschichte betreffen, Eingang in den Kanon finden können. Welche Ein- und Ausschlüsse bleiben warum im Unbewussten? Wie lassen sich jenseits der bekannten Werke Praktiken in ihrer steten Veränderung erfassen? Wie lassen sich inklusive und auf verschiedene abilities bedachte Verfahren der Archivierung denken? Wie lässt sich der Gedanke des Archivs und wie lassen sich seine Praktiken dekolonisieren? Welche Rolle kann die Tanzwissenschaft in diesem Prozess spielen?

Dabei stand die durch die Steuerungsgruppe TanzArchiv Berlin fokussierte Perspektive wie Künstler*innen jenseits des Sammelns und Bewahrens, in und mit dem Archiv arbeiten können, wie in der Vermittlung ein transformativer Ansatz geschaffen werden kann und wie ein lebendiges Archiv als Ort des Austauschs entsteht, das geläufige Narrative infrage stellt, im Mittelpunkt. Folgende Projekte wurden im Rahmen des Seminars entwickelt und auf dem Symposium präsentiert:

  • Sketching DIS-TANZ-SOLO von Jenny Mahla, Jil Neumann und Lisa Sziedato
  • VR-ErlebnisTanzRaum von Isabell Arnke, Tina Rabus und Sara Schwartz
  • Ortensterben von Gabriele Kroos und Jakob Urbano
  • Extended Archives von Markus Braun und Mathilda Berndto
  • DEAR ENCOUNTER ‘22. Archiv als Dokumentations- und Emotionsort von Mara Louise Atkins und Christine Schramm
  • Die Überflüssigkeit des nicht digitalen Archivs von Greta Baumann
  • Der dokumentarische Körper von Sara Breugelmans
  • Filigran von Razan Naser Eddin
  • Das Archiv oder die Hydra von Annekatrin Kiesel
  • A Forgotten Body in a Dance Archive von Mohammad Al Halabi, Marc Lozano Tixier und Sara Schwartz

Die Teilnehmenden des Seminars entwickelten neue Zugänge zu Tanzwissen und Tanzgedächtnis, die einen weiteren Perspektivwechsel zuließen. Vielfältige Ansätze, die oft in Gruppen, teilweise in Soloarbeiten präsentiert wurden, reichten von wissenschaftlich-reflexiv über künstlerisch-performativ bis praktisch-digital. Die Einbindung des Archivprojekts in den Wissenschafts- und Lehrkontext bot dabei für die Steuerungsgruppe.