Fictionalizing the Present Past Future. On the Ethics of Different Temporalities in Archiving Dance Histories
Kirsten Maar
Mein Beitrag versucht die verschiedenen Ebenen der Verzeitlichung zwischen Dokumentation, oral histories / practices und Fiktionalisierung zu reflektieren und über deren Ineinandergreifen nicht nur inhärenten Verweisstrukturen und Kanonbildungen nachzuspüren, sondern ein spekulatives und zugleich kritisches Modell künstlerischen Umgangs mit dem Archiv als Möglichkeitsraum zu eröffnen.
Meine Recherche hat zwei Stränge verfolgt: Zunächst wurde die Lektüre zumVerhältnis von Historiografie und Zeitgenossenschaft (u.a. Koselleck, Bloch, Munoz, Osborne, Bishop, Rebentisch, Schellow, Taylor) mit folgenden Fragen verknüpft: Wie bestimmt sich Zeitgenossenschaft? Welche Bezüge unterhält unsere Zeit durch den Blick auf Geschichte/n? Wie werden diese Geschichten erzählt, erinnert und archiviert? Diese Perspektive ist nicht nur in Bezug auf das Feld der Tanzwissenschaft eng verknüpft mit Fragen der Dekolonisierung vorhandener Wissensbestände und deren epistemologischen Bedingtheiten, sowie auch mit den Praktiken, mittels derer Tanz weitergegeben wird und sich verändert.
Insofern habe ich ebenfalls untersucht, welche methodologischen Ansätze und Verfahren aus anderen Wissenschaften und Praxisfeldern (Ethnografische Verfahren, queer-kuratorische Praktiken…) für die ’Arbeit am Archiv’ produktiv gemacht werden können. Wie lässt sich das bislang nicht Beachtete aufspüren? Welche Gespenster der Vergangenheit erscheinen in den Verstrickungen und Verkörperungen von Geschichten und welche Haltung im Umgang mit archivarischen Praktiken fordern sie ein? Anhand einzelner Beispiele aus dem Feld des (zeitgenössischen) Tanzes und der Kunst werden die Ergebnisse kontextualisiert und als ein Art Mind-map nicht-linearer Geschichtserzählungen präsentiert.