Strategien des Sammelns: Online-Archive von Künstler*innen

Teresa Fazan

In meinem Projekt untersuchte ich, wie und warum sich Tänzer*innen mit Mitteln zur Dokumentation und Ausstellung der Kunst anderer beschäftigen.

Ich habe vier Künstler*innen interviewt, die Online-Datenbanken und Projekte zum Thema Archivierung entwickeln. Diese Gespräche regten mich zum Nachdenken darüber an, wie die Geschichte des Tanzes und der Choreografie produziert wird. In den Gesprächen mit Ola Osowicz, Agata Cieslak, Nitsan Margaliot und Sasha Portyannikova erfuhr ich, dass Tanzgeschichte durch Repräsentation und Wiederholung entsteht – durch Verstärkung und Unterbrechung des Kanons – und dass es Ähnlichkeiten bei den Ergebnissen ihrer Projekte gibt, aber auch Unterschiede in der Art und Weise, wie sie Sammlungen konzipieren und entscheiden, wie sie repräsentiert werden.

Alle Künstler*innen erkannten die Covid-19-Pandemie als Chance, da in der Zeit der Isolation das Bedürfnis bestand, Verbindungen zu schaffen und darzustellen. Zum notwendigerweise lokalen Rahmen durch die regionale Finanzierung solcher Projekte betonten meine Gesprächspartner*innen ihren Wunsch, festgelegte Grenzen zu überschreiten. Außerdem rückte die Frage der Sprache in den Vordergrund: Das Bedürfnis, vom westlichen Publikum gelesen zu werden, veranlasste sie zur Verwendung des Englischen, wodurch die jeweiligen Landessprachen je nach Wunsch optional wurden.

Bei allen Projekten wurde deutlich, dass die Künstler*innen für sich selbst sprechen und sich gegenseitig und das Publikum direkt erreichen wollen, ohne Vermittlung durch Kurator*innen oder institutionelle Plattformen. Von allen Gesprächspartner*innen wurde der Online-Bereich als zugänglich und wirkungsvoll anerkannt, um geografische Grenzen zu überwinden und Projekte in verschiedene Richtungen zu entwickeln. Ein hervorzuhebender Wunsch war, die vorherrschende Erzählung zu unterbrechen, indem Künstler*innen einbezogen werden, die vom Mainstream ausgeschlossen sind.